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„Nichts aus der Hand geben wollen“

Anzeichen einer beginnenden Hilflosigkeit sind vielschichtig und auf den ersten Blick nicht immer erkennbar. Zudem erschwert fehlender sozialer Austausch das Erkennen von möglichem Bedarf nach Hilfe und Unterstützung für Aussenstehende. Der Rückzug von Betroffenen ins Private und die damit einhergehende Isolation kann belasten. Die Meinung zu vertreten, partout nichts aus der Hand geben zu wollen, kann die Annahme von Unterstützung erschweren. Sich frühzeitig Gedanken zu machen, sowie mögliche Hilfe annehmen, sind von Vorteil. Eine Rundum-Betreuung und Pflege kann eine nachhaltige Lösung für Betroffene sein.

Was geschieht, wenn ein Mensch aufgrund von kognitiven Einschränkungen nicht mehr in der Lage ist, alles vollumgänglich und selbstständig zu erledigen?

Bis anhin Selbstverständliches wird nicht mehr wahrgenommen oder korrekt erledigt. Ungeöffnete Post, Zahlungserinnerungen oder versäumte Termine können Anzeichen für eine mögliche Hilflosigkeit sein. Dies selbst zu erkennen und sich einzugestehen ist leichter gesagt als getan. Die Grenzen sind fliessend zwischen nicht wollen und nicht mehr können. Oftmals werden unangenehme Dinge vor sich hergeschoben, negiert oder beschönigend dargestellt. Man macht sich und den anderen etwas vor. Zugegebenermassen ist es schwierig, diese neue Lebenswirklichkeit anzunehmen und sich einzugestehen, dass es ohne fremde Hilfe nicht mehr geht.

Wie es einem 89-jährigen Mann dennoch gelang, sich mit seinem Schicksal zu versöhnen und aus der Not eine Tugend zu machen, zeigt folgendes Beispiel anschaulich.

Der technologische Wandel überforderte den alten Mann zusehends. Den Schritt, den Zahlungsverkehr online abzuwickeln, schaffte er vor Jahren noch, jedoch häufen sich mittlerweile die Reklamationen, dass Zahlungen nicht ausgelöst oder verspätet freigegeben werden.

Seit kurzem kommt der Sohn seinem Vater zu Hilfe. Aus einer anfänglich unangenehmen, belastenden Situation für seinen Vater, das Administrative aus den Händen zu geben, wurde eine schöne Gewohnheit, sich in regelmässigen Abständen zu sehen, dabei über Gott und die Welt zu berichten und das "Büro" zu erledigen. "Für das Vater-Sohn-Verhältnis, welches in der Vergangenheit nicht immer frei von Spannungen war, sind diese Zusammenkünfte positiv", resümiert sein Sohn, anlässlich seiner Kontaktaufnahme mit uns.

Die regelmässigen Gespräche mit seinem Sohn veranlassten den Vater, ihn zu bitten, sich mit uns in Verbindung zu setzen. Ein weiterer Schritt gelang, sich nicht nur Hilfe in administrativen Belangen zu organisieren, sondern generell für Hilfe und Unterstützung für sich und seine eigenen vier Wände.